Umfangreiche Untersuchungen über den Tagesverlauf des Goldkurses an den Börsen haben zweierlei gezeigt: Erstens schließt, wenn man einen statistischen Zeitraum von 50 Handelstagen betrachtet, der Goldpreis an 48 Tagen in New York niedriger als in London. Zweitens setzt regelmäßig zur Eröffnung der Börse in New York eine Verkaufswelle bei Gold ein...
Analysten sind sich einig, dass seit August 1993 die Fed, die amerikanische Notenbank, teilweise gemeinsam mit anderen Zentralbanken, den Goldpreis künstlich niedrig zu halten versucht. Damit hatte die Fed lange Zeit Erfolg. So gab es in den Neunziger Jahren eine erhöhte Nachfrage nach Gold. Die Produktion vermochte damit nicht Schritt zu halten. Trotzdem fiel der Preis von Gold. Die Ursache dafür lag in massiven Goldverkäufen der Zentralbanken. Da in den letzten Jahren der Preis von Gold dann doch merklich anstieg, vermuteten mehrere Analysten bereits, dass den Zentralbanken bei ihrem Kampf gegen steigende Goldpreise die Luft ausgegangen sei. Doch als im März vorigen Jahres der Goldpreis pro Unze kurzfristig über 1.000 Dollar kletterte, setzte sofort eine ganze Kaskade von Interventionen ein, die den Goldpreis sofort und zuverlässig unter die psychologisch wichtige Marke von 1.000 Dollar drückten.
Gold als sicherer Hafen für freie Bürger soll versperrt werden Auch in der heute sich immer weiter zuspitzenden Finanzkrise explodiert der Goldpreis nicht, wie eigentlich in einer derartigen Krisenzeit zu erwarten wäre, sondern tritt mehr oder weniger auf der Stelle. Warum ist diese Beobachtung so wichtig? Gold ist nicht irgendeine Handelsware, sondern ein zuverlässiger Krisenindikator. Geht der Goldpreis steil nach oben, ist das immer ein deutliches Zeichen dafür, dass andere Werte stark fallen beziehungsweise dass das Vertrauen in die vorherrschenden Währungen, vor allem in den US-Dollar, schwindet. Gerade als der Goldpreis die Schwelle von 1.000 Dollar pro Unze zu überwinden schien, läuteten bei der Fed die Alarmglocken. Denn damit drohte für jedermann ersichtlich zu werden, dass mit dem Dollar und möglicherweise auch mit den anderen Währungen etwas nicht stimmt. Tatsächlich ist der Dollar fundamental faul. Die gigantischen amerikanischen Staatsschulden können auf normalem Weg niemals wieder zurückgezahlt werden. Da aber keine einzige Währung auf der Welt mehr eine reale Deckung etwa in Form von Gold besitzt und da alle Zentralbanken Dollars zur Absicherung ihrer eigenen Währung gehortet haben, würde ein Zusammenbruch des Dollars das gesamte heutige Weltwährungssystem mit in den Abgrund reißen. Die Folge wäre eine Hyperinflation, bei der unglaublich viele Werte der Bürger vernichtet, die Staaten aber letztlich von ihren Schulden befreit würden. Vor allem die Kleinsparer und Rentner würden alles verlieren. Wer noch kann, würde dagegen versuchen, sein Vermögen so gut es geht durch Flucht in Sachwerte, beispielsweise in Gold, zu retten.
Seit letztem Herbst berichten Goldhändler von einer drastisch steigenden Nachfrage nach diesem Edelmetall. Teilweise können Händler die Ware gar nicht mehr liefern. Es wird berichtet, dass immer häufiger von Kunden erhebliche Aufschläge gegenüber dem regulären Goldverkaufspreis gezahlt werden. Doch all das bleibt nach außen verborgen, weil der offizielle Goldpreis um 900 Dollar pro Unze herum dümpelt. Das ist der Politik und den Zentralbanken wichtig. Denn damit wird die Bevölkerung in dem (trügerischen) Glauben gelassen, das Papiergeld sei sicher. Und so können die Notenbanken, allen voran die Fed, weiter die Druckmaschinen anwerfen und Geld aus dem Nichts heraus schöpfen. Die USA können sich weiterhin ihr riesiges Etatdefizit vom Ausland finanzieren lassen. Und die Finanzpolitiker hierzulande können sich über niedrige Zinsen freuen. Denn ein rückläufiger Goldpreis trägt zu sinkenden Zinsen bei, indem er Gold im Vergleich zu den konkurrierenden festverzinslichen Anlagen weniger attraktiv macht. Das erhöht die Liquidität in den Märkten.
Ist unser Euro-Papiergeld überhaupt noch sicher?
Der Versuch, den Menschen eine heile Finanzwelt vorzumachen, obwohl es an allen Ecken und Enden lichterloh brennt und obwohl die amerikanischen Staatsschulden sich inzwischen nicht mehr in Millionen- und Milliardenschritten erhöhen, sondern in Billionenschritten explodieren, wird angesichts der offensichtlich katastrophalen Finanzlage allerdings immer schwieriger. Einfache Goldverkäufe durch die Zentralbanken reichen da nicht mehr, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Deswegen greifen die Zentralbanken heute zu schärferen Mitteln. Zum einen kündigen sie entgegen aller kaufmännischen Vernunft die Goldverkäufe in den Medien rechtzeitig vorher an. Die Folge ist, dass der Goldpreis sofort deutlich fällt und die Notenbanken weniger erlösen. Das wird aber bewusst in Kauf genommen, um den Leuten vorzugaukeln, dass das Papiergeld doch sicher sei. Dabei ist auffällig, dass stets nur der Verkäufer und die Menge verkündet werden, aber nie, wer kauft. Insider vermuten, dass das Gold still und heimlich von einer Notenbank zur anderen weitergereicht wird. Zum anderen sind die Zentralbanken dazu übergegangen, Gold zu verleihen. Man spricht hier von „gold carry trade“. Die Zentralbanken leihen ihr Gold an Goldhandelsbanken, Hedgefonds und ähnliche aus und erhalten dafür einen Zins. Diese Unternehmen verkaufen ihrerseits das Gold und kaufen mit dem Erlös höherverzinsliche US-Staatsanleihen. So entsteht ein konstanter Verkaufsdruck auf dem Goldmarkt.
Auch die Deutsche Bundesbank ist daran beteiligt, aber verschleiert diese Praxis mit einer Masche: Sie weist in der Bilanz einen Buchungsposten „Gold und Goldforderungen“ aus. So verbirgt sie geschickt, wie viel Gold tatsächlich noch in ihrem Bestand vorhanden ist. Keine börsennotierte Gesellschaft könnte sich so einen Trick erlauben. Leider ist das Vorgehen der Bundesbank kein Einzelfall. Abgesehen von der Schweizer Notenbank gibt keine Notenbank an, wie viel Gold sie bereits verliehen hat. Die amerikanische Organisation GATA (Gold Anti Trust Action committee) schätzt, dass von den rund 32.000 Tonnen Gold, die die großen Zentralbanken als Währungsreserven besitzen, bereits 15.000 Tonnen verliehen sind. Das allermeiste davon dürfte längst eingeschmolzen und weiterverkauft sein.
Was bedeutet das für den Goldpreis? Durch das Ausleihen hat sich das Angebot an Gold glatt verdoppelt. Denn einerseits haben die Goldhandelsbanken das von den Notenbanken ausgeliehene Gold auf den Markt geworfen; andererseits weisen es die Notenbanken in ihren Büchern als Goldforderung und damit als „Besitz“ aus. Das Ausleihen von Gold durch die Zentralbanken hat sich damit als das wirksamste Mittel überhaupt zur Drückung des Goldpreises erwiesen. Immer mehr Experten vermuten allerdings, dass die Notenbanken ihr ausgeliehenes Gold nie mehr wieder sehen werden. Damit sind große Milliardenbeträge – Eigentum der Bürger - unwiederbringlich verloren.
Zusammenbruch des Weltwährungssystems soll verzögert werden
Wenn allerdings trotz aller dieser Manipulationen der schöne Schein des stabilen Dollars nicht mehr aufrechterhalten werden kann und das Währungssystem zusammenbricht, wird es zu einer völlig neuen Relation zwischen Papiergeld und Gold kommen. Experten wie der Privatbankier Ferdinand Lips, ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung der Rothschild Bank in Zürich, gehen davon aus, dass in Zukunft eine Unze Gold 5.000 Dollar kosten wird. Dann wird man die Bundesbank und die Europäische Zentralbank fragen, warum sie die kostbaren Goldvorräte so leichtfertig aus der Hand gegeben haben, nur um die Fiktion des niedrigen Goldpreises und der stabilen Papiergeldwährung ein klein wenig länger aufrechterhalten zu können …
Weiterführend:
Kurz-Interview mit Ferdinand Lips (pdf)
(Stand: 07.05.2009)
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