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Das endlose Mea Culpa

 

Wie uns das etablierte Medienkartell in ewiger Knechtschaft hält

Bei jeder Gelegenheit – ob im Straßburger Europaparlament , immer wieder im Bundestag und auf CDU-Veranstaltungen und vor Medien in Deutschland wie im Ausland – schleudert Angela Merkel Vorwürfe der Allein- und Totalschuld gegen Deutschland. Vergangene Woche bekräftigte sie anlässlich ihrer EU-Ratspräsidentschaft in Straßburg: „Auf dem Weg zur Toleranz mussten wir Katastrophen durchleiden. Die schlimmste Periode von Hass, Verwüstung und Vernichtung liegt noch kein Menschenleben hinter uns. Sie geschah im Namen meines Volkes.“

Hätte schuldkult merkel masochismusTalleyrand als französischer Außenminister beim Wiener Kongress sein eigenes Vaterland bezichtigt und alle Schuld Frankreich zugewiesen, nachdem Napoleon halb Europa in einen Friedhof verwandelt hatte, so wäre 1815 Frankreich mit Sicherheit nicht als gleichberechtigtes Mitglied der Völkerfamilie in seinen Vorkriegsgrenzen wieder erstanden. Während der Weimarer Republik überboten sich die deutschen Politiker aller Richtungen in der leidenschaftlichen Verteidigung unseres Volkes. Und das war bei Adenauer und Erhard, Schumacher, Dehler und Mende nicht anders.

Warum also geht Merkel den umgekehrten Weg, indem sie sogar noch ungeborene Generationen der Deutschen in Kollektivverantwortung genannte Schuldknechtschaft, also eine Erbsünde stellen will? Genau bis zum Zusammenbruch der DDR stand sie als Agitatorin für Propaganda der kommunistischen Freien Deutschen Jugend in treuen Diensten der Sowjetmacht. Beim Umsturz Ende 1989 fiel sie blitzschnell um und verficht seitdem mit ebenso großem Engagement die Sache Israels und der USA. So wird sie hymnisch gefeiert, ja in den Himmel gehoben von jenen Medienkonzernen in Deutschland (Springer, Bertelsmann/Mohn, Burda), deren Exponenten ihre nazistischen Exzesse unter Hitler heute durch einen etwas verspäteten „Heldenkampf“ gegen das Dritte Reich wiedergutzumachen trachten. Dabei geht es in Wahrheit aber nicht um den vor mehr als 60 Jahren im Orkus verschwundenen Nationalsozialismus, sondern um die lebenden und vor allem kommenden Deutschen. Ein besonderes und von der Meinungsindustrie begrüßtes Herzensanliegen ist der Bundeskanzlerin in ihrer heißen Liebe zu Deutschland, dass weltweit alle Staaten gezwungen werden, Zweifel an historischen deutschen Untaten strafrechtlich zu verfolgen. Deshalb setzte sie gemeinsam mit der US-Regierung vergangene Woche bei der UNO eine entsprechende Resolution durch.

Merkel könnte von dem überragenden Wirtschafts- und Politikwissenschaftler der letzten hundert Jahre, Prof. John Maynard Keynes, lernen. Dies gilt einerseits für seine unwiderlegbaren Erkenntnisse, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht die von Reichskanzler Brüning erfolglos angewandte Methodik des „eisernen Sparens“ weiterhilft, sondern vielmehr die massiver Investitionen. Die systematische Verarmung von immer mehr Millionen Deutschen, die wir heute erleben, kann auch dann kein die Wirtschaft belebendes Patentrezept sein, wenn gleichzeitig Zehntausende an der Spitze von Politik und Wirtschaft sich maßlos bereichern.

Den nächsten Weltkrieg prognostiziert

In diesen Tagen wurde das weltberühmte Werk „Krieg und Frieden“ von Prof. Keynes über das Versailler Diktat neu aufgelegt (Berenberg Verlag, Berlin, 160 Seiten, EUR 19,00). Darin weist Keynes nach, dass die Siegerdiktate der Pariser Vorortverträge (Versailles, Trianon, St-Germain, Sèvres und Neuilly) nach dem Ersten Weltkrieg die Ursache zum Zweiten Weltkrieg waren. Im Vorwort zur Neuauflage schreibt die Historikerin Dr. Dorothea Hauser: Wie Keynes formulierte „drohten die finanziellen Klauseln des Versailler Vertrags durch eine wirtschaftliche Schwächung Deutschlands nicht allein die Verlierernation, Ökonom Keynes Versaillles Diktat Deutschlandsondern den ganzen Kontinent auch politisch zu ruinieren“. Keynes prophezeite einen neuen großen Krieg, vor dem Schrecken des vergangenen Krieges verblassen werden und „der, gleichgültig, wer Sieger ist, die Zivilisation und den Fortschrift unserer Generation zerstören wird“.

Nach dem Ersten Weltkrieg allerdings wehrte sich das deutsche Volk geschlossen gegen jede Propaganda von der Alleinschuld, wie sie heute Merkel betreibt. Hauser: „Das Büßerhemd, das man den Deutschen in Versailles überstreifen wollte, mochten sie nicht anziehen… Zwar hatte die britische Bevölkerung im Winter 1918 Lloyd Georges Ankündigung, die Deutschen wie eine Zitrone auszuquetschen, noch johlend begrüßt.“ Dessen ungeachtet wurde die Versailles-Kritik von Prof. Keynes schon 1919 zu einem Bestseller, zu dem „innerhalb von sechs Monaten Übersetzungen in 14 Sprachen vorlagen“. In Deutschland sei das Buch als Gütesiegel für den vorherrschenden Eindruck vom „Schandvertrag“ aufgenommen worden.

Ziel: Deutschland zu zerstören

Tatsächlich machte Keynes aus seinem Herzen keine Mördergrube und sieht „die vernichtende Bedeutung des Pariser Friedens“ darin, dass die augenblicklich siegreiche Macht dazu missbraucht wird, „um Deutschland und Österreich-Ungarn, die jetzt am Boden liegen, zu zerstören“.

Den Hauptschuldigen sieht Keynes in der Politik der in Paris führenden Kräfte. „Um 1914 war die Bevölkerung Deutschland fast 70 % größer als die Frankreichs. Es war eins der ersten Industrie- und Handelsvölker der Welt geworden. Seine technische Geschicklichkeit und seine Mittel zur Erzeugung künftigen Reichtums waren ohnegleichen… Soweit als möglich war es deshalb die Politik Frankreichs, die Uhr zurückzustellen und ungeschehen zu machen, was der Fortschritt Deutschlands seit 1870 vollbracht hatte. Durch Gebietsverluste und andere Maßnahmen sollte seine Bevölkerung beschnitten werden; vor allem aber war das Wirtschaftssystem, worauf seine neue Stärke beruhte, zu zerstören. Wenn Frankreich auch nur teilweise sich aneignen könnte, was man Deutschland fallen zu lassen zwang, so konnte die Ungleichheit in der Kraft der beiden Nebenbuhler um die europäische Vorherrschaft auf viele Menschenalter beseitigt werden. Daraus entsprangen jene sich überbietenden Bestimmungen zur Zerstörung eines hoch organisierten Wirtschaftslebens.“

Pharisäer am Schreibtisch

Der in Mut und Weitsicht unübertreffliche englische Hochschullehrer Keynes demaskiert die Sieger gründlich: „So bestimmt der Friedensvertrag, anstatt zu sagen: ‚Es wird Deutsch-Österreich verboten, sich mit Deutschland zu vereinigen, außer mit Erlaubnis Frankreichs‘ (was mit dem Grundsatz der Selbstbestimmung unverträglich gewesen wäre) mit feinerer Ausrucksweise, dass ‚Deutschland die Unabhängigkeit Österreichs in dem durch Vertrag zwischen diesen Staaten und den alliierten und assoziierten Hauptmächten festzusetzenden Grenzen anerkannt und sich verpflichtet, sie unbedingt zu achten; es erkennt an, dass diese Unabhängigkeit unabänderlich ist‘.“

Unter den weiteren Beispielen für das zum Himmel schreiende und den Zweiten Weltkrieg heraufbeschwörende Unrecht an Deutschland führt Keynes an: „Anstatt Danzig an Polen zu geben, erklärt der Friedensvertrag Danzig zur ‚Freien‘ Stadt – aber er schließt diese ‚Freie‘ Stadt in die polnische Zollgrenze ein, vertraut Polen die Aufsicht über das Strom- und Eisenbahnsystem an und bestimmt, dass die ‚Polnische Regierung die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten der Freien Stadt Danzig sowie den Schutz ihrer Staatsangehörigen im Ausland übernehmen soll‘.“ Keynes weiter: „Wenn der Friedensvertrag das Stromsystem Deutschlands unter ausländische Aufsicht stellt, spricht er davon, dass für international erklärt werden diejenigen ‚Flussgebiete, die mehr als einem Staat den natürlichen Zugang zum Meer mit oder ohne Umladung von einem Schiff in ein anderes vermitteln‘.“

Karthago-Frieden

Die Deutschen seien zu dem Diktat nicht einmal angehört worden, bei dem alle Gedanken „auf die künftige Schwächung eines starken und gefährlichen Feindes, auf Rache und auf Abwälzung unerträglicher Finanzlasten von den Schultern der Sieger auf die Besiegten gerichtet“ waren. Aus den berühmten 14 Punkten des US-Präsidenten Wilson als Grundlage der von Deutschland eingegangenen Friedensverhandlungen sei ein „Karthago-Frieden“ geworden. Damit vergleicht Keynes das Versailler Diktat mit der Ausrottung Karthagos nach dem 3. Punischen Krieg.

Nachdem Deutschland im Vertrauen auf den auf Wilsons 14 Punkten beruhenden Vorfriedensvertrag sich wehrlos gemacht habe, hätten die Sieger ihre Ehre verloren, indem sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllten. Der folgende Friedensvertrag habe die „systematische Vernichtung“ des deutschen Wirtschaftssystems und seiner Hauptfaktoren bezweckt. Ziel sei es gewesen, „Deutschland mit allen denkbaren Mitteln zu schwächen und zu vernichten.“ Deutschland habe „alle seine Kolonien, seine Überseeverbindungen, seine Handelsflotte und seinen Auslandsbesitz verloren; es hat 10 % seines Gebietes und seiner Bevölkerung, 10 % seiner Kohlen und 3⁄4 seines Eisenerzes abtreten müssen; dazu kommen der Verlust von zwei Millionen Männern in der Blüte der Lebenskraft, die vierjährige Aushungerung seines Volkes, die Last ungeheurer Kriegsschulden, der ganz unermessliche Zusammenbruch seiner Kraft und seiner Hoffnungen während des vier Jahre lang alles verschlingenden Krieges und schließlich die Niederlage.“

Fanatiker in der bundesrepublikanischen Presselandschaft

Keynes klagt an und seine Anklage trifft auch jene, die wie Merkel alle Schuld auch an der Entstehung des Zweiten Weltkriegs auf deutscher Seite suchen und die Sieger exkulpieren möchten: „Die Politik der Versklavung Deutschlands für ein Menschenalter, der Erniedrigung von Millionen lebendiger Menschen und der Beraubung eines ganzen Volkes sollte abschreckend und verwerflich sein, selbst wenn sie möglich wäre, selbst wenn sie uns reicher machte, selbst wenn sie nicht den Verfall der ganzen europäischen Kultur zur Folge hätte.“ Dabei würde pharisäerhaft diese Politik der Versklavung Deutschlands „im Namen der Gerechtigkeit“ gepredigt. Der von Merkel immer wieder beschworenen „Kollektivhaftung“ gibt Keynes eine überdeutliche Absage. Aus religiösen und sittlichen Gründen dürften sich Völker „nicht an den Kindern ihrer Feinde für die Missetaten ihrer Eltern oder ihrer Beherrscher rächen“.

Prophetisch muten die Voraussagen von Keynes an: Die Deutschen „lassen sich von ihren eigenen Werkzeugen – Regierungen, die sie selbst geschaffen haben, und eine Presse, die ihnen gehört – zugrunde richten und gänzlich vernichten“.

(Stand: 09.02.2007)





 

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