In Warschau an der Macht befindliche polnische Chauvinisten bemühen sich in der letzten Zeit verstärkt um eine Leugnung bzw. Relativierung der millionenfachen Vertreibungsverbrechen an Deutschen bei und nach Ende des Zweiten Weltkrieges. So forderte der polnischer Staatspräsident Lech Kaczynski von der Bundesregierung einen Planungsstopp für das „Zentrum gegen Vertreibung“ in Berlin. Polens vor einigen Monaten aus dem Amt geschiedener Ministerpräsident Kazimierz Macinkiewicz hatte noch vor wenigen Monaten betont, man solle nicht von Vertreibung, sondern von einer „Umsiedlung“ der Deutschen sprechen...
Um die Erinnerung an den Völkermord an Millionen Ostdeutschen wach zu halten, ist anlässlich der 60. Wiederkehr der Vertreibung der Deutschen im FZ-Verlag das Buch „Der andere Holocaust“ mit zum Teil bisher unveröffentlichten Augenzeugen-Berichten aus den Jahren 1944 bis 1949 erschienen, die dieses Menschheitsverbrechen in bewegender Weise dokumentieren.
Autor Karsten Kriwat schlägt in seinem Werk einen weiten Bogen von der Geschichte des deutschen Ostens, dem Versailler Diktat, den Konferenzen von Jalta und Potsdam bis hin zum Sturm auf Ostpreußen, dem Massaker von Nemmersdorf, dem stalinistischen Mordhetzer Ilja Ehrenburg und dem Untergang der Flüchtlingsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“ mit jeweils tausenden von Menschen – vor allem Frauen und Kindern.
Dokumentiert wird das Schicksal der Schlesier, die Verteidigung der „Festung Breslau“, der Todesmarsch der Breslauer Mütter, die alliierten Terrorangriffe auf die mit Flüchtlingen überfüllten Städte Dresden und Swinemünde, die Tragödie in Pommern, die Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung durch Rotarmisten sowie Polen und Tschechen, die Vertreibung der Sudetendeutschen und ihre Todesmärsche in die Konzentrationslager der „Befreier“. Auch die Verschleppung ostdeutscher Zivilisten zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion wird behandelt.
Das Buch wirft auch einen aufschlussreichen Blick auf die Integration der Vertriebenen in die westdeutsche Gesellschaft nach 1945, den „Bund der Vertriebenen“ sowie die (Lippen-) Bekenntnisse Bonner Politiker zu den deutschen Ostgebieten. Behandelt wird außerdem die Anerkennung der Oder Neiße-Grenze durch die Kohl-Regierung im Jahre 1990, die angeblich Voraussetzung für die Wiedervereinigung war. Abschließend wird auch auf die aktuelle Debatte über ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin eingegangen und die Frage gestellt, ob Polen und Tschechien wirklich in die EU gehören.
Das Buch enthält eine knappe und zugleich präzise Darstellung des Menschheitsverbrechens der Vertreibung der Deutschen und bietet dem Leser einen guten Überblick über die hiermit zusammenhängenden aktuellen Fragen.
Karsten Kriwat: Der andere Holocaust, 160 Seiten, € 12,90 (Stand: 19.11.2007)
Z. B. zu erwerben hier:
DSZ - Verlag : Karsten Kriwat - Der andere Holocaust
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